Impfung gegen Meningokokken Gruppe B

Der aktuelle Impfstoff gegen Meningokokken Gruppe B heißt Bexsero®. Den gibt
es schon einige Jahre auf dem Markt und dieser ist sehr wirksam. Über längere Zeit war der
Impfstoff nur als IGEL-Leistung für unsere Patienten erhältlich. Warum? Weil es nicht von
STIKO, der zuständigen Impfkommission, bis 2024 offiziell empfohlen wurde.
Nun ist der Impfstoff für Kindern unter fünf Jahren empfohlen, und trotzdem müssen die
Eltern den erstmal kaufen, die Rechnungen bei der zuständigen Krankenkasse einreichen
und bekommen dann auf diesem Wege das Geld erstattet. Warum dieser Umweg erkläre ich
gerne im folgendem Beitrag.

Ertsmal zu den Menigokokken allgemein: Invasive Meningokokken-Erkrankungen werden durch Neisseria meningitidis (Meningokokken) verursacht. Eine invasive Infektion durch Meningokokken- liegt vor, wenn aus Blut, Liquor, hämorrhagischen Hautinfiltraten oder anderen normalerweise sterilen klinischen Materialien direkt oder indirekt Meningokokken nachgewiesen werden oder das spezifische klinische Bild (Purpura fulminans, inkl. Waterhouse-Friderichsen-Syndrom) erfüllt ist. Meningokokken sind gramnegative Diplokokken, die sich im Nasen-Rachen-Raum des Menschen ansiedeln und dort bei etwa 10% der Bevölkerung ohne klinische Symptome nachweisbar sind. Bei den meisten Isolaten, die bei Trägern untersucht wurden, handelt es sich um apathogene, nichtinvasive Meningokokken. Mit molekularen Typisierungsmethoden lassen sich diese Isolate von hypervirulenten Stämmen abgrenzen, die in der Bevölkerung selten vorkommen, aber für fast alle Erkrankungsfälle verantwortlich sind. Aufgrund der Zusammensetzung der Kapselpolysaccharide werden insgesamt 12 Serogruppen unterschieden (A, B, C, E, H, I, K, L, W, X, Y, Z). Invasive Meningokokken- Erkrankungen werden in den allermeisten Fällen durch Erreger der Serogruppen A, B, C, W, X und Y verursacht, in Deutschland derzeit fast ausschließlich durch B,C,W und Y. Neben der Bestimmung der Serogruppe kann durch die molekulare Feintypisierung die Diversität der zirkulierenden Meningokokken genauer abgebildet werden. Die molekulare Typisierungsformel lautet Serogruppe: PorA-Sequenztyp: FetA-Sequenztyp: klonaler Komplex (cc) (z.B. B: P1.7–2,4:F1–5:cc41/44). Die Feintypisierung wird vom Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Meningokokken und Haemophilus influenzae seit 2019 auf Basis der Ganzgenomsequenzierung (whole genome sequencing; WGS) durchgeführt. WGS erlaubt einen über die Typisierungsformel hinausgehenden feinen Stammvergleich. InfektionInvasive Meningokokken-Erkrankungen verlaufen vor allem als Meningitis und/oder Sepsis. Septische Verläufe werden bei über zwei Drittel der in Deutschland gemeldeten Erkrankungen berichtet. Diese gehen in 10 bis 15% der Fälle mit einer besonders schweren Form des septischen Schocks, als Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, einher, gekennzeichnet durch Einblutungen in die Nebennieren und eine sehr hohe Letalität (s.u.). Mischformen können ebenfalls auftreten. Seltener treten im Rahmen von invasiven Erkrankungen auch Pneumonien, Myokarditis, Endokarditis, Perikarditis, Arthritis oder Osteomyelitis auf. Invasive Infektionen können in seltenen Fällen auch im Kontext von Meningokokken-Konjunktivitis, -Urethritis oder -Zervizitis auftreten. Bei invasiven Meningokokken-Infektionen kommt es häufig nach einem kurzen Prodromalstadium mit Symptomen eines Infekts der oberen Atemwege zu plötzlich auftretenden allgemeinen Krankheitszeichen wie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl. Innerhalb weniger Stunden kann sich ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln. Petechiale Exantheme oder großflächigere Hauteinblutungen sind charakteristisch und vor allem bei septischen Verläufen ausgeprägt. Zusätzlich kann ein makulopapulöses Exanthem auftreten. Bei einer Meningitis kommen Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu, Kernig- und Brudzinski-Zeichen sind positiv. Weiterhin können neurologische Symptome wie Reizbarkeit, Schläfrigkeit, Stupor bis zum Koma sowie Krampfanfälle oder Hirnnervenlähmungen auftreten. Bei septischen Verläufen kommt es zum Blutdruckabfall, zur disseminierten intravasalen Koagulopathie und zum Organversagen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome oft weniger charakteristisch. Es können Fieber, Erbrechen, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit, Krämpfe, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle auftreten. Die Nackensteifigkeit kann fehlen. Bei einer isolierten Meningokokken-Meningitis liegt die Letalität in Deutschland bei ca. 1%, bei einer Sepsis bei ca. 13% und bei Sepsis mit Waterhouse-Friderichsen-Syndrom bei ca. 33%. Zudem führt die Erkrankung bei ca. 10 bis 20% aller Betroffenen zu Komplikationen. Dabei kann es nach einer Meningitis zu Hirnnervenlähmungen, Hemiplegie, Krampfanfällen, Hydrozephalus, Einschränkungen des Intellekts, Lernschwierigkeiten sowie Schädigungen des Innenohrs mit resultierender Taubheit kommen. Komplikationen nach septischen Verlaufsformen reichen von begrenzten Nekrosen bis zu ausgedehnter Gangrän der Akren und Gliedmaßen, die eine Amputation des befallenen Körperteils erforderlich machen können, mit nachfolgenden schweren Behinderungen.
Quelle: RKI – RKI-Ratgeber – Meningokokken, invasive Erkrankungen (Neisseria meningitidis)

Zusammenfassend lässt sich sagen: wer von uns Ärzten einmal die Sepsis und Meningitis gesehen hat, möchte um jeden Preis vermeiden, dass Kinder daran erkranken!!! Es ist eine fürchterliche Erkrankung!

Impfung:
Bei der Meningokokkenschutzimpfung handelt es sich um eine Impfung mit einem Totimpfstoff, der Antigene eines oder mehrerer Meningokokken-Serotypen als Konjugate enthält. Er wird intramuskulär (i.m.) appliziert. Verfügbar sind monovalente und quadrivalente Impfstoffe gegen folgende Serogruppen:

  • Serogruppe B (MenB): Bexsero®, seit diesem Jahr von STIKO empfohlen. Je nach
    Alter des Kindes wird zwei- oder dreimalige Gabe empfohlen.
  • Serogruppe C (MenC): gibt es bereits viele Jahre auf dem Markt, und ist im Standart-
    Impfchema drin. Muss einmal verabreicht werden.
  • Serogruppen ACWY (MenACWY): akt. Nur als IGEL-Leistung verfügbar. Dieser
    Impfstoff muss je nach Alter des Kindes eins oder zweimal verabreicht werden.

Im aktuellen Beitrag geht es um den Bexsero®- Impfstoff. Das Impfschema basiert auf Empfehlungen des RKI

Nebenwirkungen von Bexsero: die ausführliche Nebenwirkungen können Sie in der Packungsbeilage entnehmen. Hier möchte ich mich auf die Nebenwirkungen, die wir als Ärzte in der Praxis oft sehen, konzentrieren. Die Injektion ist schmerzhaft, es gibt Impfungen, die weniger oder mehr schmerzen, das hängt mit den Zusatzstoffen zusammen. Also Bexsero® gehört zu denen, die nach meiner Interpretation der Reaktion unserer kleinen Patienten mehr weh tun. Die Impfung macht oft Rötung, Schwellung, Überwärmung der Impfstelle, auch oft Fieber ein Tag nach der Impfung. Es gibt aber auch Kinder, die gar keine Symptome nach der Impfung zeigen und Kinder, die bis zu drei Tage nach der Impfung fiebern. Es wird empfohlen zu der Impfung ein Zäpfchen zu verabreichen. Wir persönlich empfehlen es nur bei Fieber. Ich empfehle den Eltern einen Tag nach der Impfung lieber zu Hause zu bleiben und keine Feste oder andere Unternehmungen zu planen. Der Vorteil: die Impfung ist sehr wirksam und schützt sehr zuverässig gegn die Infektion. Große Frage ist: impft man die Bexsero® zusammen mit 6-fach und Pneumokokken? (so ist es im akt. Impfplan vorgesehen). Der Vorteil ist, es wird damit mind. ein Gang in unsere Praxis erspart. Aber es bedeutet drei „Pickse“ für die Kleinen auf einmal. Wir entscheiden das mit den Eltern gemeinsam.

Kosten: eine Dosis von dem Impfstoff kostet ca. 114,- Euro. Aktuell sind je nach Alter des
Kindes 2 oder 3 Dosen empfohlen.
Es ist bisher noch keine „Abrechnungsziffer“ von der kassenärztlichen Vereinigung generiert,
sodass wir in der Praxis den Impfstoff (obwohl dieser bereits vom STIKO empfohlen ist)
abrechnen können. Dies führt zu dem Umweg der IGEL-Rechnungen, die aufgrund der
aktuellen Empfehlung von der zuständigen Krankenkasse übernommen werden.
Voraussicht: wir erwarten in den nächsten Monaten, dass die Kassenärztliche Vereinigung
uns die Abrechnungsziffern zur Verfügung stellt.